DURST – Ein trinkendes Pferd aus Feuer und Eisen
Zwischen Funken, Rost und dem Geruch von geschmolzenem Metall entsteht gerade etwas Lebendiges. Mein neues Werk heißt „Durst“ – ein trinkendes Pferd, zusammengesetzt aus alten Werkzeugen, Ketten, Schrauben, Metallplatten und vergessenen Maschinenteilen. Noch ist es nicht fertig, aber seine Form ist schon klar zu erkennen: Der Kopf neigt sich nach vorn, als würde das Tier gerade trinken – gierig, ehrfürchtig, vielleicht auch erschöpft.
Was mich an diesem Projekt fasziniert, ist die Geschichte, die in jedem einzelnen Stück steckt. Jede Feile, jeder Schraubenschlüssel, jedes Stück Blech hat bereits gearbeitet, geschwitzt, gedient. Sie waren Werkzeuge, die Kraft und Feuer kannten. Jetzt finden sie sich wieder – in einer neuen Gestalt, als Teil eines Wesens, das selbst nach Energie, nach Wasser, nach Leben dürstet.
Der Rost, den viele als Verfall sehen, ist für mich Farbe und Erinnerung. Er erzählt vom Lauf der Zeit, von Witterung und Gebrauch, von Händen, die gearbeitet haben. Ich lasse ihn bewusst stehen – kein Glanz, kein Chrom, kein Hochglanzlack. Nur ehrliches, gelebtes Metall.
Wenn man bedenkt, wie viel Energie nötig war, um all diese Materialien einst herzustellen – das Feuer der Schmieden, die Hitze der Hochöfen, die Arbeit der Menschen – dann trägt dieses Pferd die Kraft des Feuers in sich. Es ist aus Energie geboren, und es sucht sie wieder – im Wasser, im Durst, im Leben.
„Durst“ ist für mich mehr als eine Skulptur. Es ist ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Werkzeug und Werk, zwischen Schweiß und Schöpfung.
Noch steht das Pferd auf seinem Arbeitstisch, umgeben von Funken, Hämmern und Schweißgeräten. Doch bald wird es auf eigenen Hufen stehen – trinkend, rostig, lebendig.
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